Während der Corona-Pandemie standen Ärzt:innen und das Pflegepersonal oft im Rampenlicht – zu Recht, denn sie haben Grossartiges geleistet. Doch es gab viele weitere Menschen, die dafür gesorgt haben, dass das Leben in unseren Städten trotz Pandemie irgendwie weiterging. Verkäufer:innen füllten unermüdlich die Regale in Supermärkten auf, damit wir weiterhin unsere Lieblingsprodukte kaufen konnten. Bus- und Tramfahrer:innen brachten uns in halbleeren Fahrzeugen sicher an unser Ziel. Reinigungskräfte sorgten dafür, dass wir die öffentlichen Gebäude und Plätze immer noch sauber vorfanden und uns – mit 2 m Abstand voneinander – dort aufhalten konnten. Und Mitarbeitende in Kitas betreuten weiterhin die Kinder derjenigen von uns, die selber in sogenannten ‹systemrelevanten› Berufen tätig waren.
In unserem Forschungsprojekt wollten wir genau diesen Menschen eine Stimme geben – den sogenannten ‹systemrelevanten› Arbeitskräften ausserhalb des Gesundheitswesens. Sie konnten während der Pandemie nicht einfach von zu Hause aus arbeiten und standen trotzdem selten im Mittelpunkt. Wir wollten wissen: Wie haben sie diese besondere Zeit erlebt? Was hat sich für sie verändert? Welche Unterstützung hätten sie gebraucht? Und was müsste passieren, damit ihre Arbeit mehr Wertschätzung bekommt?
Um das herauszufinden, haben wir ‹systemrelevant!› entwickelt. Unsere Alltagsheld:innen Sarah, Peter, Emira und Silvina sind zwar erfunden, aber ihre Geschichten basieren auf echten Erlebnissen. Wir haben nämlich mit Menschen gesprochen, die in der Reinigung, im Verkauf, in Kitas oder im öffentlichen Verkehr arbeiten. Sie haben uns von ihrem Arbeitsalltag und ihrem Leben während der Pandemie erzählt.
Viele haben uns auch Fotos und Videos geschickt. Zusätzlich haben wir Zeitungsartikel und Beiträge aus den Medien gesammelt, die sich mit ‹systemrelevanten› Berufen beschäftigen. Unsere Ergebnisse haben wir in vier Themenblöcken zusammengefasst: Mobilität, Soziales, Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Anerkennung.Bei der Auswahl unserer Interviewpartner:innen hatten wir das Ziel, eine Vielfalt an Lebenswelten abzubilden. Daher haben wir mit Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Herkunft, Familiensituation und beruflichen Positionen gesprochen.
Die Orte auf der Karte sind nicht zufällig gewählt; an diese haben uns die Forschungsteilnehmenden geführt. Sie haben Orte ausgewählt, die sie während ihrer Arbeit besuchen, etwa Spielplätze oder Gemeinschaftszentren, während Arbeitspausen, etwa den Friedhof Sihlfeld, oder in ihrer Freizeit, etwa die Plätze entlang der Sihl.
Ein grosses Dankeschön geht an alle, die uns ihre Geschichten erzählt haben – ohne sie wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen!
An der Erarbeitung und Umsetzung von ‹systemrelevant!› haben folgende Personen mitgewirkt:
- Carole Ammann (ETH Zürich und Universität Luzern)
- Mirko Winkel (Universität Bern)
- Christophe Merkle & Leon Thau
- David Kaufmann (ETH Zürich)
- Carolin Schurr (Universität Bern)
Links
zum Forschungsprojekt
- Nationales Forschungsprogramm (NFP) 80 ‘Covid-19 in derGesellschaft’ des Schweizerischen Nationalfonds: Systemrelevante Städtische Arbeitskräfte
- Die COVID-19Pandemie und ihre Auswirkungen auf systemrelevante Berufe in Städten, SPUR ETHZürich
Publikationen
- Have We Forgotten Our Urban Essential Workers? By Florence Testorelliand Peppino Müller, Blog Post, nccr –on the move
- ‘Des avenirs alternatifs pour les travailleurs essentiels auRoyaume-Uni et en Suisse’ par Eloise Thompson et Carole Ammann, terra cognita(à venir)